Christen begegnen Juden.
Ein Lernprogramm

Horst F. Rupp

BCJ.Bayern

Horst F. Rupp »Christen begegnen Juden. Ein Lernprogramm«. Erstellt im Auftrag von Begegnung von Christen und Juden. Bayern, Neuendettelsau: Begegnung von Christen und Juden. Bayern, 2002.

In den letzten Jahren hat man in den christlichen Kirchen erneut und intensiv über das eigene Verhältnis zum Judentum und zur jüdischen Religion nachzudenken begonnen. Dies bedeutete zum einen eine Besinnung auf das Judentum und die jüdische Religion als der Wurzel bzw. der Mutterreligion des christlichen Glaubens und zum anderen auch vielerorts ein erneutes und intensives Bewusstwerden der nicht selten christlich verursachten Leidensgeschichte des jüdischen Volkes in den vergangenen zweitausend Jahren. Wie tief dabei bis in die Gegenwart hinein in christlichem Denken und Fühlen vorurteilsbeladene Ressentiments zum Ausdruck kommen, dies lässt sich nach wie vor an vielen schriftlichen wie mündlichen Äußerungen festmachen. Umso notwendiger ist es, sich dessen bewusst zu werden und auf eine Änderung, ja richtig gehend auf eine Umkehr im biblischen Verständnis zu sinnen.

Auch innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern haben sich in den vergangenen Jahren erfreulicherweise deutliche Anzeichen für eine Neubestimmung bzw. Neupositionierung des eigenen Verhältnisses zum Judentum bemerkbar gemacht.

Als wesentliche Station im Rahmen dieser Neubesinnung muss ganz sicher die Erklärung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zum Thema „Christen und Juden“ vom Herbst 1998 angesehen werden, in der neben dem notwendigen und selbstkritischen Blick zurück auch schon recht klare Eckmarken zu einer Neugestaltung des Verhältnisses zur jüdischen Religion festgehalten werden. Dass in diesem Kontext dann insbesondere auch an pädagogische und didaktische Bemühungen – etwa in Schule und Religionsunterricht, im Konfirmandenunterricht, in der Jugendarbeit wie aber z.B. auch in der Erwachsenenbildung – zu denken ist, auch dies erhellt recht klar aus der Erklärung.
In der Richtung dieser Intentionen ist auch die Arbeit des Vereines Begegnung von Christen und Juden zu sehen. U.a. in jährlich stattfindenden Hearings wird hier versucht, Impulse und Anstöße innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayerns zu setzen, um diese Neubestimmung des Verhältnisses von Christen und Juden voranzubringen. Im Rahmen der Arbeit des Vereins haben sich verschiedene Arbeitsgruppen konstituiert, die in die unterschiedlichen Arbeitsfelder solche Impulse vermitteln möchten. So hat etwa eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Ingrid Grill vor kurzem unter dem Titel Religionsunterricht in Israels Gegenwart. Kriterien und Reflexionen eine Arbeitshilfe vorgelegt, die wertvolle didaktische Impulse und Anregungen für eine Vermittlung des Themas im Religionsunterricht an der öffentlichen Schule gibt.

Eine dieser Arbeitsgruppen beschäftigte sich unter dem Vorsitz von Dr. Alfred Seiferlein intensiv mit den Möglichkeiten von kirchlichen Ortsgemeinden wie auch einzelner Gemeindemitglieder, sich einer Aufarbeitung und auch Neugestaltung des christlich-jüdischen Verhältnisses vor Ort anzunehmen. Hierzu wurde ich im Jahre 2001 mit dem Auftrag versehen, ein „Lernprogramm“ zum Thema „Christen begegnen Juden“ zu erarbeiten. Neben den regelmäßigen Treffen der Arbeitsgruppe im Religionspädagogischen Zentrum der Landeskirche in Heilsbronn konnte ich auch im Rahmen eines im Wintersemester 2001/2002 an der Universität Würzburg insbesondere für Lehramtsstudierende gehaltenen Seminars zum Thema Judentum mit einer kleinen studentischen Arbeitsgruppe an der Optimierung des Lernprogramms feilen. Nach insgesamt etwa einem Jahr intensiver Arbeit an dieser Thematik lege ich nun im Namen der Arbeitsgruppe des Vereins Begegnung von Christen und Juden dieses Lernprogramm vor. Arbeitsgruppe wie Verein hoffen, dass aus dieser Initiative vielfältige Anstöße in die genannte Richtung resultieren.

Besonders erfreulich ist, dass zum gleichen Zeitpunkt, zu dem wir dieses Lernprogramm der Öffentlichkeit vorlegen, ebenfalls auf Initiative des Vereins Begegnung von Christen und Juden die bayerische Adaption der ursprünglich in und für Niedersachsen von Dr. Ursula Rudnick erarbeiteten Ausstellung BlickWechsel in Regensburg u.a. durch Landesbischof Dr. Johannes Friedrich eröffnet und in den darauffolgenden Monaten in verschiedenen bayerischen Städten und Gemeinden zu sehen sein wird.

Beide Initiativen und Projekte werden aus den gleichen Motiven gespeist und können durchaus auch parallele Verwendung finden, d.h. also, dass beispielsweise in Kirchengemeinden, in denen die Ausstellung gezeigt werden soll, sich Arbeitsgruppen bilden können, die mittels des Lernprogramms fundierte Vorlagen und Anleitungen bekommen, sich mit den auch in der Ausstellung behandelten Fragen auseinander zu setzen. Das Lernprogramm kann jedoch auch unabhängig von der Ausstellung von Einzelpersonen oder auch Gruppen verwendet werden, die Anregungen für eine Auseinandersetzung mit der Thematik suchen. Wir hoffen jedenfalls sehr, dass das Angebot, das unser Lernprogramm macht, aus dem Bereich der Kirchengemeinden und der Erwachsenenbildung auf ein reges Interesse stoßen wird.
Dass dieses Lernprogramm nun in gedruckter Form vorgelegt werden kann, gibt dem Autor Veranlassung zu vielfältigem Dank. Neben den Mitgliedern der Arbeitsgruppe sei hier auch den beiden Würzburger Studierenden Christine Raab und Thorben Sager gedankt. Alle Genannten haben dieses Projekt konstruktiv-kritisch und mit vielen Anregungen begleitet und vorangebracht. Dank für kritisches Gegenlesen gilt es Hartwig Behr und Israel Schwierz abzustatten. Beide haben darüber hinaus auch noch umfangreiches Bildmaterial zur Verfügung gestellt. In besonderer Weise sei Andrea Siebert gedankt. Rasch hat sie zwischen ihren anderen vielfältigen Aufgaben die Computer-Gestaltung dieser Arbeitshilfe fertiggestellt. Ohne die Bereitschaft auch des finanziellen Engagements des Vereins Begegnung von Christen und Juden hätte diese Arbeitshilfe jedoch nicht das Licht der Welt erblickt. Dafür sei an dieser Stelle dem Vorsitzenden des Vereins, OKR Dr. Norbert Dennerlein, sowie seinem Geschäftsführer und Theologischen Referenten, Hans-Jürgen Müller, herzlich gedankt. An der Finanzierung der Druckkosten hat sich u.a. die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern beteiligt. Auch dafür sei hier Dank ausgesprochen.

Vorwort

Intention

Element 1: Einstiegsphase

  • Impulse
  • Arbeits- und Leseanregungen zur Annäherung an das gegenwärtige Judentum

Element 2: Recherchephase

  • Kontaktaufnahme mit aktiven jüdischen Gemeinden
  • Spuren ehemaligen jüdischen Lebens in Ihrer Umgebung
  • Internet-Recherche
  • Literatur-Recherche

Element 3: Erarbeitungsphase

  • Zum Verhältnis von Christen und Juden
  • Hebräisches Testament und Judentum in christlichen Bauwerken
  • Die Shoah als Wende- und Tiefpunkt jüdischen Lebens in christlicher Umgebung
  • Das Gespräch zwischen Juden und Christen nach Auschwitz

Anhang

  • Glossar
  • Der jüdische Kalender
  • Adressen für eigene Anfragen und Kontakte
  • Anschriften der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit
  • Bildnachweis
  • Begegnung von Christen und Juden