2019
11 OktAG Juden und Christen zum antisemitischen Anschlag in Halle
Sehr geehrter, lieber Dr. Schuster,
bestürzt, erschreckt und wütend, mitfühlend mit den Angehörigen der beiden Todesopfer und mit der jüdischen Gemeinde in Halle grüße ich Sie sehr herzlich und in Sorge um den Zustand unserer Republik und in Solidarität mit den Jüdischen Gemeinden und allen Jüdinnen und Juden in Deutschland. Bezogen auf Antisemitismus gehören wir als AG Juden und Christen beim Deutschen Evangelischen Kirchentag sicher zu den immer wieder Mahnenden, die auch darum wissen, dass es im Kirchenraum nicht immer gut in dieser Frage bestellt ist.
Es ist, wie Sie sagen, mehr als unverständlich, dass der Gottesdienst nicht polizeilich geschützt war, so wie es skandalös ist, dass Synagogen geschützt werden müssen. Der schnelle Ruf „Einzeltäter“ ist wiederum in sich mehr als zweifelhaft. Dazu titelt Zeit online: „Er war nicht allein“ und meint damit das Milieu und neurechte, nationalistische Bewegungen und Parteien. Ich würde ergänzen, dass die Entschuldigungsstrategien bezogen auf sicher reale Benachteiligungen im deutschen Einigungsprozess oder andere Formen der Deprivation, die sich die Welt zurecht gelegt hat zur Erklärung für rassistische und antisemitische Aggression, mit in die Analyse dieser Gewalt gehören. Ob es konkret ein Einzeltäter war oder es einer der klassischen Entlastungsaussagen ist, die beweisen soll, dass es kein rechtsterroristisches Netzwerk gibt, ist für den Augenblick tatsächlich noch nicht zu beantworten.
Für den Moment aber sind unsere Gedanken bei den beiden Toten und ihren Angehörigen und unsere Solidarität bei der Jüdischen Gemeinde Halle und allen Jüdischen Gemeinden in Deutschland auch im Sinne unserer Aktion „Jedes Wir beginnt mit mir“ – Christ*innen gegen Antisemitismus beim Kirchentag in Dortmund. Ich grüße Sie als christlicher Vorsitzender der AG Juden und Christen beim Kirchentag sehr herzlich und in großer Solidarität und Verbundenheit.
Dr. Christian Staffa