Antisemitismus und Protestantismus Impulse zur Selbstreflexion

Broschüre

Wenn unsere Studierenden auf dem Antisemitismus-Auge blind sind, dann ist für Schule und Gemeinde schon viel verloren“, seufzte am ersten Abend beim gemeinsa- men Bier einer der beteiligten Professoren. Der Verlauf der Tagung zeigte jedoch: Wenn Studierende für die Antisemitismus-Frage sensibel werden, dann ist wahrscheinlich für ihre spätere Tätigkeit viel gewonnen. Die Erkenntnis, dass Antisemitismus kein Problem der Anderen ist, sondern im eigenen Lebens- und Arbeitskontext seinen Ort hat, ist ein erster großer und wichtiger Schritt.
Sachbericht zur Tagung „Christusglaube – Judenhass“ Evangelische Akademie Villigst, Februar 2018

Wir haben in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus. Jede als jüdisch erkennbare Einrichtung muss von der Polizei bewacht werden. Jüdische Friedhöfe werden geschändet, Stolpersteine ausgehebelt und zerstört. Es gibt tätliche und verbale Angriffe gegen Jüdinnen und Juden in aller Öffentlichkeit, es gibt Israel dämonisierende Transparente und Sprechchöre auf Demonstrationen. Antisemitismus äußert sich aber nicht nur in strafbaren Handlungen. Antisemitismus ist nicht nur fester Bestandteil der Überzeugungen und Ideologie der extremen Rechten; ebenso wenig ist Antisemitismus nur ein von Musliminnen aus dem Nahen Osten „importiertes“ Problem. Antisemitismus äußert sich auch in Bildern und Sprache seriöser Medien, in Schulbüchern und Sonntagsreden, an Stammtischen und mitunter auch in evangelischen Akademien. Dabei will niemand Antisemitin sein oder so genannt werden. Das Beharren auf dem angeblich Schädlichen der Juden und Israels paart sich paradox mit einer zur Schau gestellten Distanzierung von Antisemitismus.

Die Broschüre „Antisemitismus und Protestantismus. Impulse zur Selbstreflexion“ ist entstanden im Projekt „Anti-Antisemitismus. Entwicklung und Erprobung von präventiven Konzepten im Kontext des Protestantis- mus“. Das Projekt wird seit 2015 bis Ende 2019 von den Evangelischen Akademien in Deutschland und der Evangelischen Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung gemeinsam durchgeführt. Es wird als Bundesmodellprojekt im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefördert.